Produktmanager:in – CEO Of The Product?
Diesmal haben wir uns angeschaut, ob eine Produktmanager:in der oder die „CEO of the Product“ ist. In der Theorie klingt es reizvoll, dass wir als Produktmanager:in mit den Skills und dem Mindset eines CEOs an das Produkt herangehen. Der Alltag in der Produktentwicklung sieht aber...
Diesmal haben wir uns angeschaut, ob eine Produktmanager:in der oder die „CEO of the Product“ ist. In der Theorie klingt es reizvoll, dass wir als Produktmanager:in mit den Skills und dem Mindset eines CEOs an das Produkt herangehen. Der Alltag in der Produktentwicklung sieht aber oft nicht so ganz nach dem eines CEOs aus. Ohne Weisungsbefugnis sind wir als Produktmanger:innen laterale Führungskräfte. Was das ist und wie wir unsere Position nutzen können, erfährst du hier.
Woher kommt der Begriff „CEO of the Product“?
„CEO of the Product“ wurde vor circa 15 Jahren von Ben Horowitz als Begriff geprägt. Horowitz schrieb damals den Artikel „Good Product Manager/Bad Product Manager“ und erwähnte darin, dass gute Produktmanager:innen ein „CEO of the Product“ seien.
Damit meinte er, dass Produktmanager:innen genau wie CEOs extrem viele Facetten im Blick haben müssen. Darunter fallen Themen wie Business, Markt, Kunden, UX, Developer und vieles mehr. Zudem sind im Bereich des Produktmanagements Fähigkeiten und Qualifikationen wie Projektmanagement, Kommunikation, Kreativität, Analyse, technisches Verständnis und Führung entscheidend.
CEO vs. Produktmanager:in – Wo bricht dieses Modell?
Auch wenn die Analogie von Horowitz viele Gemeinsamkeiten zwischen den Positionen aufzeigt, lässt sie sich jedoch nicht bis zum Ende durchdeklinieren. Es gibt zwei zentrale Punkte, wo sie anfängt zu brechen.
Zum einen sind Produktmanager:innen natürlich sehr fokussiert auf das Produkt. Wenn wir „CEO of the Product“ sagen, dann geht es nicht um das Unternehmen als Ganzes. Genau darum kümmert sich jedoch ein CEO. Neben dem Produkt hat er oder sie auch Finance, Operations, HR und viele weitere Aspekte auf dem Schirm, die für Produktmanager:innen oft eine eher untergeordnete Rolle spielen.
Zum anderen haben Produktmanager:innen de facto keine Linienverantwortung. Das gilt für alle Leute, mit denen sie zusammenarbeiten. Dabei ist es völlig egal, ob das Stakeholder sind, Business Owner im oder außerhalb des Unternehmens, das Entwicklungsteam, Designer:innen oder Data Scientists. Produktmanager:innen sind sogenannte laterale oder seitliche Führungskräfte. Rein formell haben sie keine disziplinarische Macht Dinge zu ändern.
Ein Head of Product hingegen hat eine strategischere Rolle und trägt oft die Verantwortung für die gesamte Produktstrategie und -entwicklung. Diese Position erfordert starke Führungsqualitäten, strategisches Denken und die Fähigkeit, Teams zu managen. Die Qualifikationen für einen Head of Product umfassen in der Regel umfangreiche Erfahrung im Produktmanagement, fundierte Kenntnisse in der Marktanalyse und die Fähigkeit, langfristige Produktvisionen zu entwickeln und umzusetzen und kommt daher dem Bild des "CEO of the Product" näher.
Produktmanager:innen haben keine echte Macht
Schauen wir uns diesen letzten Punkt genauer an. Er ist nämlich absolut frustrierend, wenn du im Produktmanagement anfängst. Du hörst, du bist der oder die „CEO of the Product“, und denkst, dass du alles im Griff hast und alles verändern kannst. In Wahrheit ist jedoch genau das Gegenteil der Fall. Du kannst gewisse Dinge verändern, aber auf viele Dinge hast du also Product Owner oder Product Manager einfach keinen Einfluss.
Wenn du beispielsweise mit einem Entwicklungsteam arbeitest, das einfach nicht die geforderte Leistung erbringt, hast du in der Regel keine Weisungsbefugnis. Ein Satz wie: „Hey, seht mal zu, dass ihr das und das in den Griff bekommt“, stößt da oft auf taube Ohren. (Und sollte so auch nicht gesagt werden 😉)
Die Position als Produktmanager:in ist vielmehr die, dass du als Leuchtturm oder Wegweiser vorangehst, ohne direkte Weisungsbefungis hat. Wir nennen dies laterale Führungskraft. Du prägst die Produktvision und kommunizierst nächste Schritte etwa über eine Roadmap im Unternehmen. Deine Aufgabe ist, alle Beteiligten zu enablen, in diese Richtung zu laufen. Natürlich ist das auch die Aufgabe von guten CEOs. Bei diesen kommt allerdings rein formell auch die Linienverantwortung hinzu.
Ein wesentlicher Unterschied zwischen einem Produktmanager oder Product Owner und einem CEO liegt in den Verantwortlichkeiten und Weisungsbefugniss. Während der Produktmanager und Product Owner stärker auf die operative Umsetzung und die Zusammenarbeit mit dem Entwicklungsteam Fokussiert, hat ein CEO auch die Verantwortung über das Produktteam hinaus und trägt Schlussendlich Verantwortung für die Organisaiton. Die notwendigen Fähigkeiten und Kompetenzen unterscheiden sich ebenfalls, wobei der Product Owner oft tiefere technische Kenntnisse und ein agiles Mindset mitbringen muss.
In großen Organisationen ist die Verantwortung im Product häufig aufgeteilt auf viele Schultern. In kleineren Unternehmen kann es vorkommen, dass der Product Owner sehr viel Verantwortung hat und dem Bild des CEO of the product näher kommt.
Was sind laterale Führungskräfte?
Wie zuvor erwähnt, sind Produktmanager:innen keine Linien-, sondern laterale Führungskräfte. Lateral bedeutet „von der Seite“. Das heißt, dass du anders mit einem Team oder mit den Menschen, die im Endeffekt zum Produkterfolg beitragen, kommunizierst. Ihr befindet euch nicht zwangsläufig auf einer fachlichen Ebene beziehungsweise hierarchischen Linie.
Nehmen wir ein Entwicklungsteam. Hier gibt es etwa einen Head of Engineering, einen Head of Marketing oder einen Head of UX. Als Produktmanager:in bist du nichts davon, sondern stehst als seitliche Führungskraft daneben.
Dein Ziel ist ein erfolgreiches Produkt. Den Weg dorthin zeigst du mit einer Roadmap als möglichem Tool auf. Um das Ziel zu erreichen, müssen alle mit anpacken. Somit kann ein:e Produktmanager:in viel stärker sein. Ein Enabler einer ganzen Organisation, damit die sich in die richtige Richtung bewegt.
Die Herausforderung von lateralen Führungskräften – Führungskräfte überzeugen und führen
Als laterale oder seitliche Führungskraft musst du das gesamte Team mitnehmen. In dem Team befinden sich nicht selten weisungsbefugte Führungskräfte. Diese musst du nicht nur von deiner eigenen Vision überzeugen, sondern auch im Team führen. Dabei ist es wichtig, die Vermarktung und strategische Ausrichtung der Produkte im Auge zu behalten. Das ist typischerweise eine Herausforderung. Die klassische Linienhierarchie wird dabei ausgehebelt, was zu Problemen führen kann. Darauf solltest du vorbereitet sein.
Bottom Line
Die Analogie des „CEO of the Product“ bricht an zwei Stellen. Erstens hast du nicht die Weisungsbefugnis wie echte CEOs. Zweitens kannst du weniger Tasks steuern, als der Vergleich vermuten lässt.
Wenn du dazu einen Kommentar oder Input hast, dann gerne in die Kommentare damit! Andere Blickwinkel und Erfahrungen interessieren uns und andere Leser:innen sehr – besonders vor dem Hintergrund, dass Produktmanagement und die Position von Produktmanager:innen in Unternehmen unterschiedlich gelebt werden. Welche Kompetenz oder Verantwortung hast du als Produktmanager:in in deinem Unternehmen?
Wohin entwickelt sich Produktmanagement als Nächstes?
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